Schenkkreise: Häufig genannte Argumente und Gegenargumente, Fragen und Antworten

Über Verbisserungsvorschläge der Argumentationen freut sich der Autor.

Argumente von Schenkkreis-BefürworterInnen

Andere Fragen

Über den Schenkkreis helfe ich jemand anders, sich Träume zu verwirklichen.

Die Hilfe, den Traum zu verwirklichen, geht nicht nur auf Ihre Kosten, sondern auch auf die Kosten derer, die für Ihren Schenkkreis geworben werden. Jedes Mal, wenn Sie jemanden in den Schenkkreis bringen, setzen Sie sie oder ihn der sehr wahrscheinlichen Gefahr aus, den Einsatz zu verlieren.

Es stimmt, dass sich so manche/r schon einen Traum verwirklichen konnte, weil sie oder er in einem Schenkkreis "beschenkt" wurden. Es gibt selbstverständlich GewinnerInnen. Wenn Sie aber jemandem einen Traum verwirklichen wollen, dann geht das auch einfacher. Verschenken Sie das Geld einfach so an die Person, eine Gegenleistung erwarten Sie doch angeblich sowieso nicht, oder?

Wenn Schenkkreise etwas so schlimmes sind, müsste auch die Börse und das Lottospiel verboten werden, denn da verlieren die Leute auch haufenweise Geld.

Wenn Sie jemanden in ihren Schenkkreis bringen, profitieren Sie persönlich.

Bei Lotto ist der Fall anders: Lotto spielen ist aus mathematischer Sicht zwar auch Blödsinn, denn Gewinnen tut letztendlich nur die Lottogesellschaft. Aber es ist ganz leicht zu durchschauen. Jede/r weiß: Wenn ich Lotto spiele, wird mein Geld höchstwahrscheinlich weg sein, hohe Gewinne sind sehr selten. Ebenso ist es mit Aktien oder in der Spielbank - es gibt eben nicht die beste Freundin oder den Bruder, die sich dabei einen Gewinn versprechen. Und wenn Ihnen ein Fachmann in der Bank oder ein Finanz-Berater Aktion zum Kauf anbietet, sind Sie dann nicht sehr wachsam, weil er natürlich Provision kassiert?

In Schenkkreisen profitieren Sie persönlich und direkt vom Geld Ihrer - noch - FreundInnen. Obwohl Sie wissen (könnten), dass Schenkkreise zwangsläufig "sterben", animieren Sie Ihre Bekannten zum mitmachen und damit zum Totalverlust. Sie hauen Sie übers Ohr. An der Börse wird man auch übers Ohr gehauen, zugegeben, aber im Schenkkreis soll es doch um positive Energien und Vertrauen gehen, nicht wahr?

Die ganze Mathematik ist ja gut und schön, und auf dem Papier sehe ich es ja ein, dass Schenkkreise irgendwann "sterben" müssen, aber so funktioniert das einfach nicht.

Das ist schlicht und einfach Wunschdenken. Auch Schenkkreise können sich der Mathematik nicht entziehen.

Wenn Sie wirklich ernsthaft so argumentieren, sollten Sie sich mal überlegen, für welche Verführungen Sie noch empfänglich sind? Wenn der Verstand dermaßen komplett abschaltet, weil Geld oder auch positive Energien bzw. Verständnis in einer Gruppe und warme Gefühle winken, dann sind Sie offenbar massiv beeinflussbar. Dass Sie aus dem Schenkkreis etwas positives ziehen, mag durchaus sein. Dass das positive Sie aber einer plausiblen Argumentation gegenüber unempfänglich macht, ist wirklich bedenklich. Muss man Ihnen nur Geld in Aussicht stellen oder aber ein angenehmes Umfeld mit Vertrauen, Spiel, Spaß und positiven Energieströmen vermitteln, damit Sie alle Bedenken fallen lassen?

Wer noch nie in einem Schenkkreis war, hat keine Ahnung und kann sie auch nicht kritisieren

Der Autor hat recht viel mit Schenkkreis-TeilnehmerInnen gesprochen. Er hat aktiv die Auseinandersetzung mit ihnen gesucht, was allerdings nicht von viel Erfolg gekrönt wurde. Und er hat viel über das Thema gelesen.

Das genügt. Was sollte eine Teilnahme am Schenkkreis noch neues bringen? Es wäre eine Versammlung von Personen, denen nicht bewusst ist oder die ignorieren, dass sie andere übers Ohr hauen. Und es wäre vielleicht gute Stimmung.

Herzfrauen-Schenkkreise werden fast nur von Männern beschimpft - kein Wunder, wir stellen ja ihr männliches Geldsystem auf den Kopf. Mit Männer-Argumenten versuchen sie, uns davon abzubringen.

Ich bekomme fast nur Mails von Frauen (Stand: März 2003). Die meisten sind empört über die Herzkreise. Siehe auch die Berichte-Seite.

Es ist nicht zu ändern: Es folgen hier ansonsten wieder nur Männer-Argumente, andere hat der Autor nicht, denn er ist männlich.

Wenn es Männer-Argumente sind, so ist eine Herzfrauen-Schenkkreis-Teilnahme wohl etwas ausgesprochen webliches, etwas, was nur Frauen richtig verstehen können. Frauen treffen sich und sind solidarisch untereinander, sie bestärken und ermächtigen sich, nicht wahr?

Frauen, die sich treffen und solidarisch sind und bestärken, das ist eine wunderbare Sache. Wenn sie dabei allerdings ihren Verstand abschalten, ist es einfach nur dumm.

Wenn die logischen, die mathematischen und die sozialen Argumente also männlich sind, was ist dann weiblich? Welches eingeschränkte Sein macht dann weiblich-Sein aus? Gehört denn zur Weiblichkeit, nicht rechnen zu wollen, die Augen zu verschließen, verführbar zu sein, Freundinnen zu betrügen?

Wer sagt, das sind alles Männer-Argumente, die für uns Frauen nicht wichtig sind, transportiert damit ein sehr trauriges Frauenbild.

Schenkkreise werden nur deshalb kritisiert, weil sie ein Grundprinzip unserer Gesellschaft erschüttern: Dass man Geld nicht verschenkt. Dass wir Geld verschenken, macht vielen Leuten Angst, weil es auf den Kopf stellt, was uns von Kind an beigebracht wurde

In unserer Gesellschaft ist das Verschenken von Geld ganz normal. Im kleinen geben viele an BettlerInnen, im großen spenden viele große Konzerne für wohltätige Zwecke. Großeltern verschenken Geld an Enkelkiner. Geld verschenken stellt nichts auf den Kopf. Es stört nicht den Kapitalismus und es stellt auch nicht die westlichen Grundwerte auf den Kopf.

Betrügen ist eine andere Sache. Betrug ist strafbar, weil, wenn Betrug nicht sanktioniert würde, er garantiert tatsächlich den Kapitalismus auf den Kopf stellen würde.

Eins ist sicher: Wenn Geld verschenken den Kapitalismus gefährden würde, wäre es strafbar.

In dem Moment, in dem ich jemaden in den Schenkkreis bringe, prelle ich sie oder ihn (oder ihre NachfolgerInnen) um ihr Geld. Das kommt näher an Betrug als an Verschenken.

Dass Schenkkreise sterben, stimmt nicht. Dadurch, dass viele Leute immer wieder teilnehmen, zum Teil auch an mehreren Schenkkreisen gleichzeitig, läuft es immer weiter.

Wem die folgende Erläuterung zu trocken ist, mag zu den anschaulicheren Seiten zu Schenkkreis-Mathematik gehen.

Sagen wir mal, alle Schenkkreis-TeilnehmerInnen würden nach der positiven Erfahrung sofort immer wieder in einen Schenkkreis einsteigen.

Bei einem typischen Schenkkreis gibt es in dem Moment, in dem jemand "beschenkt" wird, 15 TeilnehmerInnen.

Jedes Mal, wenn jemand "beschenkt" wird, teilt sich der Schenkkreis. Wo vorher ein Schenkkreis war, sind demnach dann zwei vorhanden, und: Eine Person, die "beschenkte", scheidet aus. Es bleiben also: 14 TeilnehmerInnen in zwei Schenkkreisen, eine Person ohne Teilnahme.

Jeder der beiden entstandenen Schenkkreise besteht aus sieben Personen, wobei der "äußere Ring" mit acht Plätzen frei ist. Jeder der beiden entstandenen Schenkkreise sucht also acht neue TeilnehmerInnen.

Es ist aber nur eine TeilnehmerIn ausgeschieden. Da sie sofort wieder teilnimmt, wird sie sich einem der beiden neuen Kreise anschließen. Dieser hat dann nur noch sieben freie Plätze. Der andere sucht immer noch acht neue TeilnehmerInnen. Macht zusammen 15. Mit anderen Worten: Nach dem eine Schenkkreis-"Generation" vorbei ist, werden insgesamt genau so viele neue Personen gesucht, wie vor dem Generationswechsel teilgenommen haben.

Merke: Schenkkreise teilen sich je Generation. Nach jeder Generation gibt es doppelt so viele wie vorher, aber es scheiden nur einzelne Personen je Generation aus, die dann wieder teilnehmen können.

Dieses ganze mathematische Gefasel versteht doch kein Schwein. Kein Wunder, es ist bestimmt alles Unsinn.

Auf der Mathe-Seite gibt es eine bebilderte, anschlauliche Erläuterung.

Jede/r ist für sein oder ihr Handeln doch selbst verantwortlich. Wenn man bei einem Schenkkreis teilnimmt, muss man eben wissen was man tut und die Regeln kennen, dann ist es okay.

Selbstverständlich sind wir verantwortlich für unser Tun. Wir sind aber auch beeinflussbar, und die Verantwortung für unser Tun bezieht sich auch darauf, wie wir mit anderen umgehen!

In dem Moment, in dem ich jemanden annimiere, teilzunehmen, habe ich ja selber ein großes Interesse daran, dass diese Person teilnimmt. Dazu kommt, dass ich weiß (oder wissen könnte), dass die angeworbene Person wahrscheinlich ihr Geld verlieren wird. Auch, wenn ich jetzt sage "du musst es selber wissen und wollen" oder ähnliches, werde ich die Sache doch positiv darstellen und ein Bild erzeugen, dass dazu gedacht ist, die Person teilnehmen zu lassen.

Natürlich ist sie danach immer noch verantwortlich für ihr eigenes Handeln. Aber sie ist auch beeinflusst in eine ganz bestimmte Richtung. Die Verantwortung für die Beeinflussung liegt bei mir, und ohne meine eigenen Interessen wäre diese Person sicherlich nicht darauf gekommen, mitzumachen.

Dieses Argument von der Verantwortung für sich selbst zeugt einfach nur von Egoismus.

Demnach könnte ich eben so gut frisch lackierte Schrottautos an Dumme verkaufen. Sie sind ja für ihr Handeln selber verantwortlich.

An Geld Verschenken kann ja wohl nicht schlechtes sein.

Nun ja, in der Regel wird in Schenkkreisen gar nichts geschenkt:

Schenken ist die unentgeltliche Zuwendung eines Vermögensbestandteils an einen anderen mit dem Ergebnis, dass dieser dadurch bereichert ist. Unentgeltlich ist die Zuwendung dann, wenn sie unabhängig von einer Gegenleistung geschieht (Palandt, BGB Kommentar, § 516 Rn. 8).

Diese Unabhängigkeit ist hier zwar (objektiv und von aussen betrachtet) gegeben, da aus der Zuwendung (Hingabe des Geldes) kein Rechtsanspruch auf Auszahlung irgendeines (des 8-fachen) Betrages erwächst, relevant kommt es aber darauf an, was die Beteiligten bei Hingabe des Geldes wollten (subjektive Seite!). Die Unentgeltlichkeit muss von den Parteien gewollt und beabsichtigt sein. Sicherlich wird dem Beschenkten dies in aller Regel egal sein, er hat ja, was er wollte. Allerdings kommt es dem "Schenker", besser: Geber, ausschliesslich darauf an (und das ist insoweit auch für den "Beschenkten" erkennbar, er war ja zuvor in der gleichen Situation), dass er eine "Gegenleistung" bekommt (lat.: do ut des). Damit ist hier eine Schenkung ausgeschlossen. Kein Beteiligter wird glaubhaft versichern können, aus einer rein altruistischen Motivlage heraus einem anderen (den er eventuell vorhaer gar nicht kannte) Geld zu schenken.

Insoweit bleibt festzuhalten, dass bei diesem Verfahren mangels Unentgeltlichkeit nach rechtlichen Gesichtspunkten eine Schenkung nicht vorliegt.

Sind Schenkkreise illegal?

Das ist wohl nicht ganz geklärt. Die folgenden Ausführungen stammen von einem Laien und sind daher in keiner Weise verläßlich:

Für Deutschland gilt: Es gibt Hinweise, dass eine Schenkkreis-Teilnahme unter den Betrugs-Paragrafen im Strafgesetzbuch fällt. Klar ist, dass ein Schenkkreis wohl nicht unter § 6c UWG (Pyramidensysteme) fällt, denn der gilt nur im geschäftlichen Verkehr.

Eine Schenkkreis-Teilnahme könnte aber sittenwidrig sein und daher nach § 138 BGB nichtig.

Wie auch immer - in den seltensten Fällen wird die Teilnahme irgendwelche Konsequenzen haben. Schenkkreise sind nicht deshalb schlecht, weil sie eventuell verboten sind. Sie sind schlecht, weil sie sozialschädlich sind, weil ein Anwerbeversuch eine Gemeinheit darstellt.

Was hast du bloß gegen uns? Warum engagierst du dich so doll gegen Schenkkreise?

Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Es scheint merkwürdig: Da hauen sich einige Leute gegenseitig übers Ohr, und ich werde super wütend und sauer und kann tage- bis wochenlang an nichts anderes denken. Dabei gibt es doch viel schlimmere Dinge?

Ja, es hat damit zu tun, dass es direkt neben mir passiert. Es liegt an der Angst, die ich bekomme, wenn ich sehe, wie Leute, mit denen ich zu tun habe, den Verstand verlieren und der Verführung erliegen. Die Verführung ist das erschrekende. Wenn ansonsten ganz vernünftige Leute plötzlich so verführbar sind bei einer Sache mitzumachen, die sozialschädlich ist, und diese dann verkaufen als Solidarität und positive Energie, dann bekomme ich es tatsächlich mit der Angst.

Süßer Verführung, ob sie nun tolles Gruppenfeeling oder Geld bedeutet, zu erliegen, zum eigenen Vorteil andere auszunutzen, weil es von einer Gruppe so hingestellt wird, dass es "in Ordnung" sei, hat in der Geschichte der Menschen einfach zu viel Mensch-Sein gekostet.

Sind Leute sauer auf dich wegen dieser Seiten? Oder bekommst du überwiegend Zuspruch?

Ja, ich habe die eine oder andere Mail bekommen, in der Leute wütend waren oder Kritik angebracht haben. Ich bekomme allerdings überwiegend Zuspruch, und freue mich darüber ziemlich. Meist von Leuten, die gerade zusehen müssen, wie ihre FreundInnen ihre Sparbücher plündern oder ihre Eltern anpumpen und denen Eurozeichen in den Augen stehen. Ich hoffe, diese Seiten nützen, zu helfen, sie davon abzubringen.

Weiter: Schenkkreis-Mathematik


Letzte Änderung dieser Seite: 27.11.2003 © 2002-2003 Moritz Both. Alle Rechte vorbehalten. Für namentlich gekennzeichnete Beiträge liegt das Urheberrecht bei den jeweiligen AutorInnen. - Kontakt & Impressum