25.10.2015

GTA 2015

GTA, das heißt Grande Traversata delle Alpi, das ist der italienische Wanderweg vom Piemont bis zum Mittelmeer. Fast jedenfalls, denn es gibt nicht den GTA, sondern eine Anzahl Wege, die GTA genannt werden, und wenn man sagt, ich wandere auf dem GTA, dann bedeutet das auf einem dieser Wege in grober Nord-Süd-Richtung in den Alpen in Italien nahe der Schweizer Grenze und weiter südlich der französischen Grenze.

Dieses Jahr sind wir, das heißt Olaf, Frank und ich, da los gegangen, wo wir letztes Jahr aufgehört haben, nämlich in Varzo.

Anreise

Am Samstag, den 19.09., sind wir mit Olafs Auto nach Varzo gefahren. Im Hotel Albergo Sempione kennt man uns schon, denn da haben wir auch letztes Jahr geschlafen. Es war an diesem Abend allerdings ein größeres Fest dort, es spielte eine Rockband, die ziemlich gut so Blue Suede Shoes und so machte, und die spielten lange, aber wir waren im 2. Stock untergebracht im Dreibettzimmer und Franks Schnarchen ist eh lauter.

Unterwegs haben wir eine Kamera, ein Mobiltelefon, einen Führerschein und einen Personalausweis bei der Raststätte Uttrichshausen West auf dem Klo gelassen. Ein Anruf ergab, dass wir es wieder abholen können auf der Rückreise eine Woche später. Als wir den Anruf gemacht haben, hatten wir schon einen Grenzübertritt mit drei Personen und zwei Ausweisen hinter uns. An diesem Tag folgten noch zwei weitere (Österreich - Schweiz und Schweiz - Italien).

Tag 1: Varzo - Stazione Iselle und Gondo - Zwischbergen (20.09.2015)

Der Einstieg in den GTA von Varzo aus ist so eine Sache. Man kann natürlich am Tag 1 mit einer 7-8-Stunden-Etappe beginnen, aber das ist nicht unsere Kragenweite. Deshalb wollten wir von Gondo aus starten. Gondo ist in der Schweiz, deshalb fahren die italienischen Busse nicht hin. Die schweizer Postbusse sind da nicht so penibel, sie fahren auch nach Italien, halten dann aber nicht überall, insbesondere nicht in Varzo. Deshalb sind wir zunächst zum Bahnhof von Iselle gegangen, an dem dieser Bus hält; das besondere an diesem Bahnhof ist, dass er direkt am Südportal des Simplon-Tunnels liegt und damit ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt auch für den innerschweizer Verkehr ist.

Track 1: Von Varzo nach Stazione Iselle

Nach der Mittagspause am Bahnhof von Iselle brachte uns der Bus nach Gondo, von wo aus wir nach Zwischbergen starteten.

Track 2: Von Gondo nach Zwischbergen

Ich habe an diesem Abend gelernt, dass nicht alle Schweiz, die an Italien grenzt, auch italienischsprachig ist. Die Nacht verbrachten wir im Bergrestaurant auf dem Matrazenlager bei Lukas Escher, der auch die letzte noch bewirtschaftete Alm - tja, bewirtschaftet. Wir waren die einzigen Übernachtungsgäste. Im Restaurant bekommt man ein leckeres schweizer Mehrgängemenü mit selbst hergestellten Lebensmitteln und Lukas ist sehr nett und der Besuch war sehr spannend. Es ist dort alles recht unitalienisch, eben schweizerisch - walisisch.

Tag 2: Zwischbergen - Rifugio Gattascosa

Auf der anderen Talseite, noch im Zwischbergen-Tal, kamen wir an der Käserei vorbei. Lukas’ Nachfolger, die peu a peu die Käserei und die Viehhaltung übernehmen, luden uns ein, uns die Käserei anzusehen und den Käse zu probieren, was wir sehr gerne annahmen. Der Käse wird hier auf die gleiche Art und Weise produziert wie seit langer Zeit und das soll auch so bleiben. Er hat vor allem lokale Abnehmer. Natürlich ergänzten wir unseren Proviant hier, der Käse war wirlich sehr gut und hat es nicht bis nach Hause geschafft.

Der Wandertag führte uns hinauf zur Aple Waira, wo Lukas’ Kühe und Schafe im Hochsommer weiden, weit hinauf vorbei am extrem malerischen Wairasee bis zum Tschawinersee, wo wir rasteten. Die Gegend war menschenleer bis auf uns, es war hier oben, weil keiner der ansonsten allgegenwärtigen Bäche planschte, sehr still und wir fanden, ein ganz besonderer Platz.

Beim Abstieg vom Pass liefen wir an einem Felsen vorbei, auf dem stand “S|I” und “1931” - die Grenze.

Der weitere Abstieg brachte uns schnell zum Rifugio Gattascosa, bei dem wir dank Lukas’ morgendlichem Anruf erwartet wurden. Wir waren die einzeigen Gäste, dennoch wurde für uns gekocht und der Kamin angeheizt.

Track 3: Von Zwischbergen nach Rifugio Gattascosa

Tag 3: Rifugio Gattascosa - Bivacco Emma Mariconda

Wundervolle Aussichten, späktatuläre Blicke versprach der Reiseführer, aber es war nebelig. An diesem Tag sind wir eigentlich die ganze Zeit durch Nebel oder jedenfalls bei schlechter Sicht gelaufen, es war feucht und so. Der Weg führte uns durch Wälder und feuchte Wiesen.

Am Rifugio San Bernard, wo wir gehofft hatten, einen Kaffe zu bekommen, war leider geschlossen, so ging es gleich weiter. Unterwegs haben wir uns einmal verlaufen, dazu kann man sagen, der GTA ist hier zwar hervorragend markiert, aber jeder Nebenweg ist wie der GTA gleich markiert - mit rot-weiß.

Kurz vor dem Bivaccho war noch mal schwierig, es im Nebel auch zu finden. Das Bivak ist eine unbewirtschaftete Hütte, wobei dort wirklich fast alles da ist, was man so gebrauchen kann - nur Brennholz fehlte, und wir haben schon gefroren am Abend. Die Betten allerdings waren furchtbar durchgelegen, so dass ich mir einige Decken auf dem Fußboden ausbreitete. Das war hart, aber auszuhalten. Die Nacht war auch besonders. Regen trommelte aufs Blechddach, der Wind pfiff um das Haus herum und man hoffte, dass alles hält.

Hat es aber, und am nächsten Tag hatten wir keinen Regen mehr und das Wetter wurde zusehends besser.

Track 4: Von Rifugio Gattascosa zum Bivaccho Emma Mariconda

Tag 4: Bivacco Emma Mariconda - Alpe Cheggio

Der Nebel war auch weg, und man konnte sehen, woher man kam und wohin man ging. Der Aufstieg zum Passo della Preja war wieder wunderschön, aber auch steil. Bei der Ankunft in Alpe Cheggio wurden wir wieder sehr freundlich begrüßt im Rifugio und wir waren froh, wieder bewirtet zu werden.

Track 5: Bivacco Emma Mariconda - Alpe Cheggio

Tag 5: Alpe Cheggio - Antronapiana

Der letzte Tag war sicher der Höhepunkt der Reise und auch der anstrengendste Wandertag. Zunächst ging es runter nach Antronapiana zur Bushaltestelle, der Wanderweg verlief meist irgendwo in der Nähe der Straße. Wir hatten hier mal wieder einige Läden zu Verfügung und nahmen dann den Bus, der uns nach Prato zum Einstieg des Wanderwegs nach Molini brachte.

Track 6: Von Alpe Cheggio nach Antronapiana

Dieser Weg bestand nun aus rund 1000 m hoch und 1000 m runte ram selben Tag, wovor wir einigen respekt hatten. Wir gingen es zügig an und liefen meist durvch Wälder, vorbei an einigen verfallenen Alpen, bis wir oben an der Alpe Colma ankamen. Hier bietet sich ein einmaliger Rundblick, da man fast in alle Richtungen gleichzeitig in die Täler sehen kann. Die wieder sehr freundlichen Wirtsleute des nach dem 15. September leider geschlossenen Rifugio waren noch da und machten die Hütte gerade winterfest.

Der Abstieg erwies sich als nicht so schlimm, wie befürchtet, und die letzte Nacht verbrachten wir in Molini, von wo wir tags darauf mit zwei Bussen wieder nach Varzo fuhren, um unser Auto zu holen.

Track 7: Von Prato nach Molini

Rückreise

Ja, Ausweis und Mobiltelefon haben wieder zum rechtmäßigen Besitzer gefunden. Nach insgesamt acht Grenzübertritten ohne.

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